Keine Stunde, bevor Pierre I de Lusignan das Leben verlor, versuchten mehrere Dutzend Männer des Königs, eine gigantische Steinplatte auf sein Schiff zu verladen. Man munkelte, die runde, in schwarzes Tuch gehüllte steinerne Scheibe, die an dicken Seilen neben der voll betakelten CATHERINE im Schein von Fackeln und Feuern über der Mole schwebte, sei das „Auge Gottes“.
Eine stürmische Nacht lag über der Nordküste Zyperns, Wolkenfetzen trieben dicht über den Felsen dahin. Sie vermischten sich mit der Gischt der Brandung, die an den ersten Felsen der Ausläufer des Pentadaktylos-Gebirges im Meer aufschäumte. Kein Stern leuchtete am Himmel. Es erschien unvorstellbar, dass es jemals wieder Tag werden könnte.
Vor den sieben Meter hohen Mauern der Hafenfestung von Kyrinea hatten sich Hunderte von Angreifern zusammen gerottet. Sie führten ein Gerüst mit, unter dem ein schwerer Rammbock aufgehängt war, um damit das Tor der Festung aufzubrechen. Die Nacht hallte wieder von dem regelmäßigen Wumm, wumm, wumm, wumm, das sich bis in den Herzschlag jedes Bewohners der Burg fortsetzte.
Ein schlanker Mann mittlerer Größe, einen Ledersack auf dem Rücken, den er mit der linken Hand an der Schulter hielt, stand in einem Raum tief in den Felsen über der Mole, an der das Schiff des Königs beladen wurde. Er war in einen langen dunkelgrauen Wollumhang gekleidet, der von einem schwarzen geflochtenen Gürtel zusammengehalten wurde. Auf seinem Kopf trug er eine schwarz eingefärbte Kappe, von deren Ohrenklappen die Fäden lose in dem Wind flatterten, der durch die Gänge in den Felsen zog. Er hatte nicht viel Zeit. In wenigen Minuten würde die CATHERINE ablegen und er hatte dem König geschworen, ihn zu begleiten. Vorher jedoch musste er, koste es, was es wolle, die Felsenkammer in Augenschein nehmen, in der bis vor kurzem die riesige Scheibe aufbewahrt worden war, die soeben verladen wurde. Vom Meer wehte ein satter Tanggeruch heran.
Wumm, wumm, wumm, wumm. Noch hielt das Tor der Festung den Angreifern stand.